Sächsische Zeitung – Großenhainer Zeitung (Landkreis Riesa – Großenhain) – 12. April 2008

Wirtschaftsförderer der Stadt stellten den Gästen das Gewerbegebiet Flugplatz vor.
■ Jörg Mosch
Wie macht man aus einem verlassenen Militärstandort ein modernes Gewerbebiet? — Antwort auf diese Frage versuchten gestern die beiden Großenhainer Wirtschaftsförderer Bernd Thronicke und Jens Krüger zu geben. Ihre Gäste waren 19 Nachwuchs-Führungskräfte aus der Ukaine: 13 Frauen und sechs Männer, die sich in ihren Heimatstädten oder Gebietsverwaltungen mit Investitionen, internationaler Zusammenarbeit und Wirtschaftsentwicklung beschäftigen. Im Rahmen der europäischen Zusammenarbeit sind sie eine Woche lang in Berlin, Brandenburg und Sachsen zu Besuch, um sich nützliche Anregung für die Entwicklung der ukrainischen Wirtschaft und Verwaltung zu holen. Eindrucksvoll war für sie allein schon der Ort der Begegnung: Im bombensicheren Shelter des Großenhainer Sonderwaffenlagers war es für die Gäste besonders anschaulich, die enorme Entwicklung der vergangenen 15 Jahre nachzuvollziehen. Sechs Jahre vergingen vom Abzug der GUS-Streitkräfte 1993 bis zur ersten Gewerbeansiedlung 1999. In dieser Zeit wurden 150 Gebäude, darunter acht fünfgeschossige Wohnblocks, abgerissen. Eine halbe Million Kubikmeter Bausubstanz waren zu entsorgen, eine Viertelmillion kontaminiertes Erdreich zu reinigen. Das alles kostete 6,50 Millionen Euro.
Dass mittlerweile der 35. Kaufvertrag unterzeichnet und das Gewerbegebiet zu mehr als der Hälfte ausgelastet ist, gehört zur Großenhainer Erfolgsgeschichte.
Mit Stolz konnten Thronicke und Krüger berichten, dass die Stadt sächsischer Spitzenreiter in der Pro-Kopf-Investitionsrate ist. In den beiden Gewerbegebieten Zschieschen und Flugplatz werden bald 122 Millionen Euro investiert sein und 730 Menschen arbeiten.
Viele Fragen beantwortet
Eigentlich hatte die Stadtverwaltung gestern ein viel umfangreicheres Programm für die ukrainischen Gäste vorbereitet. Weil diese jedoch mit fast zwei Stunden Verspätung aus Werder an der Havel anreisten, wurde die Computerpräsentation kurzerhand in den eisig kalten Shelter verlegt. Zum Aufwärmen gab es anschließend eine Besichtigungstour durchs Gewerbegebiet im beheizten Bus. Auch die vielen Fragen der Gäste beantworteten die Großenhainer Wirtschaftsförderer bei dieser Gelegenheit.
Die Besucher aus der Ukraine
- Zur Delegation gehören 13 Frauen und sechs Männer im Alter von 27 bis 43 Jahren. Sie arbeiten als Nachwuchs-Führungskräfte in den Wirtschaftsverwaltungen der Ukraine.
- Städte und Regionen: Die Gäste kommen aus Dnipropetrovsk, Donezk, Kherson, Kiev, Kirovograd, Nikolajev, Poltava, Sevastopol, Sumy, Tscherkassy, Tschernigiv und Zaporozhje.
- Thema der Fortbildungsveranstaltung ist die moderne Regionalpolitik im Kontext der europäischen Integration.
- Dauer: 6. bis 13. April.
- Programm: Von Berlin aus besuchen die Teilnehmer Verwaltungen und Unternehmen in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen.
- Großenhain wurde als investitionsstärkste Kommune Sachsens in das Besuchsprogramm aufgenommen.